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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 218

1911 - Erfurt : Keyser
— 218 — viele meiner Kameraden, und es herrschte nach geendigtem Gesänge die tiefste und feierlichste Stille. So betraten wir den französischen Grund und Boden. Vor Oppenheim mußten wir noch eine Weile warten, bis der Hauptmann wieder zurückkam, welcher Nachricht einzog, ob wir daselbst Parade machen sollten und wo wir bleiben würden. Wir marschierten dann durch nach Komtersheim, wo wir um 3 Uhr ankamen........... Fest der Königsverkündigung in Nancy: Am 4. April trafen wir nachmittags um 3 Uhr in Nancy ein. Zwei Tage später brachten Kuriere dem Grafen v. Artois, dem Bruder des Königs Louis Xviii., die Nachricht: „Napoleon ist geschlagen, Paris ist übergeben." Daraufhin wurde abends 5 Uhr bei der Mairie (Rathaus) die weiße, mit Lilien gestickte Fahne aufgesteckt, und alle Beamten und Königsgesinnten steckten eine weiße Kokarde auf den Hut, gingen zum Prinzen und wünschten ihm Glück. — Unterdessen sammelte sich das Volk aus dem Markte; es war ein Lausen und Drängen aus den Straßen, und es herrschte eine allgemeine Gärung, die endlich in ein lautes „Vive le roil Vivent les Bourbons“ ausbrach. Später wurden dann alle Häuser erleuchtet, und wir zogen von Straße zu Straße. Am andern Morgen marschierten wir Jäger nach dem Königsplatz, wo schon anderes Militär sich ausgestellt hatte, und bildeten daselbst ein Karree (Viereck). Auf der Pepirtiere (Park), welche vermittelst einiger Seitengänge an den obigen Platz stößt, waren 2 Batterien aufgefahren. Diese unterhielten eine halbe Stunde lang ein lebhaftes Schlachtfeuer. Unterdessen kam der Prinz mit feinem Gefolge und den höchsten Behörden der Stadt, alle in altfranzösischer Uniform, aus der Kirche und traten in unser Karree ein. Alles Militär, an dem der Prinz vorbeiging, rief ihm ein frohes Hoch zu. Das Volk drängte sich bis in unsere Glieder und rief, als er da vorüberging: „Vive le roi! Vivent les Bourbons!“ Mir schrie ein altes Fifcherweib die Ohren so voll, daß ich hätte mögen taub werden. Wir standen mit dem Rücken nach dem königlichen Schloß, auf dessen Balkon die Prinzessin mit ihren Hofdamen stand und den Prinzen mit weißen Tüchern grüßte, welches er ebenso erwiderte. Der Prinz ließ nun sämtliches Militär vorbeiziehen, und die Feier war beendet. Es war dieses Fest wirklich sehr feierlich, und mir war es sogar rührend. Das volle Geläute aller Glocken, und deren hat Nancy nicht wenige, der Kanonendonner aus 16 Feldstücken, das Frohlocken des Volkes, das in feiner Freude jetzt den Bruder des Prinzen als König ausrief und der königlichen Familie ein „Vivent les Bourbons!“ zujauchzte, wahrlich, ein schöner Augenblick. Gleich nach beendigter Parade mußten wir 30 Mann Wache geben; diese dienten zur Bedeckung der hohen Behörde, welche in der

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 248

1911 - Erfurt : Keyser
- 248 — eine sehr schlechte Haltung. Trotz ihrer guten Stellungen ergriffen sie schon nach kurzem Feuergefecht die Flucht. ®sltaiuone beider Regimenter setzten inzwischen ihren Marsch weiter fort. Doch ließen es sich die Festungswerke von St. Dems nicht nehmen, ihn mit Granaten schwersten Kalibers zu begleiten. Als das erste dieser Ungetüme wenige Fuß vor dem 1. Bataillon der 31er dahinsauste, machten alle ihre Verbeugung, selbst die Herren zu Pserde konnten es nicht unterlassen, sie zu begrüßen. Als die Granate dann 20 Schritte vom Bataillon einschlug, doch ohne zu krepieren, da erfolgte ein allgemeines Gelächter und Necken wegen der Verbeugung. Man mußte eben dieses Geräusch auch erst kennen lernen und sich daran gewöhnen. Das Gesecht bei Pierrefitte war der Abschluß der Einschließung von Paris, das nun zum dritten Male in demselben Jahrhundert Deutsche vor feinen Mauern sah. Der Telegraph meldete am 20. September aus dem großen Hauptquartier: Nach den vorbereitenden Bewegungen der letzten Tage ist am 19. durch Vormarsch sämtlicher Korps die vollständige Zernierung von Paris ausgeführt. 94. Vor Paris. x\m Angesicht der Stadt: Paris, das langersehnte Ziel' lag vor unsern Augen. Wir sahen die Weltstadt mit ihrem gewaltigen, in Dunst gehüllten Häusermeer vor uns. Einzelne be- sondere Gebäude, wie der Jnvalidendom, der Triumphbogen und die Notre-Dame-Kirche, überragten hoch die andern. Einen großen Teil der Stadt entzog aber der Montmartre unsern Blicken. Wir alle hofften aus den baldigen Fall der Stadt, zumal nach den Erfahrungen, welche unsere Füsiliere in dem letzten Gefechte bei Pierrefitte mit den Franzosen gemacht hatten. Niemand von uns dachte an die Möglichkeit, hier noch 5 Monate zubringen zu müssen, die Gegend noch im Winterschmuck zu sehen. Gutes Quartier: Die Quartiere, welche wir in ne hatten, waren ganz vorzüglich. Unser Heim war ein neuerbautes Häuschen inmitten eines schönen, großen Gartens. Als wir es bezogen, war es leer. Aber jetzt hatten wir es vollständig eingerichtet: Tische, Stühle, Küchengeräte, Matratzen und Decken, sogar eine Wanduhr, welche der Unteroffizier im Dorfe gefunden hatte: es fehlte gar nichts. Verpflegung: Anfangs stand es etwas knapp um die Verpflegung.^ Infolge der geringen Zahl von Schienensträngen war eine Zufuhr aus Deutschland fast unmöglich, dazu kam noch die Rinderpest unter dem nachgeführten Hornvieh und das strenge Verbot des Beitreibens durch die Truppen. Als aber der Ankauf von Lebensmitteln aus den weiter rückwärts gelegenen Dörfern empfohlen worden war, wurde es besser. Unser Hauptessen bil-

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 262

1911 - Erfurt : Keyser
— 262 — den sei. Hierauf nahm er im Festsaal das Frühstück ein, das ihm von der Stadt gereicht wurde. Während der Tafel brachte der Oberbürgermeister das Kaiserhoch ans und gab in seiner Rede dem Gefühl des Dankes Ausdruck für die Auszeichnung, die der Stadt durch den Befnch des Kaisers widerfahren. Als Nachfeier fanden am Nachmittage Schulfeierlichkeiten statt. c) Kaiser Wilhelm Ii. in Erfurt. Am Sonntag, den 13. September 1891, abends 9% Uhr traf der Kaiser mit seiner Gemahlin in Ersnrt ein, um der Parade bei Gamstedt beizuwohnen. Glockengeläute verkündete seine Ankunft, und ein tausendstimmiger Jubel brach bei seiner Abfahrt vom Bahnhof los. Er rollte donnernd über den Platz und pflanzte sich durch die dichtgedrängten Menschenmauern der Bahnhofstraße fort bis Hin zum Anger, wo die städtischen Behörden Aufstellung genommen hatten. Geleitet von den Seydlitzkürafsieren, fuhr das Herrscherpaar durch die Bahnhosstraße und über den Anger nach dem Regierungsgebäude. Am andern Morgen hatten die Schulkinder Erfurts in den Straßen, welche der kaiserliche Wagenzug auf der Fahrt nach dem Paradefelde berühren mußte, Aufstellung genommen, um dem Kaiser ihre Huldigung darzubringen. Punkt 9 Uhr morgens verließ das Kaiserpaar die Regierung und fuhr durch die Regierungsstraße, Wilhelmstraße, den Dalbergsweg, die Friedrich- und Gothaerstraße an der Cyriaksstraße vorüber nach Gamstedt, wo die Soldaten der Provinz Sachsen ihren Kriegsherrn erwarteten. Auf dem Wege dahin jubelten ihm auch die Kriegervereine zu, welche auf der Höhe der Cyriaksburg in Reih und Glied standen. Nach Schluß der Parade um 1 Uhr trafen der Kaiser und die Kaiserin wieder im Regierungsgebäude ein. Gegen 6 Uhr begaben sie sich in das Rathaus, wo im großen Fesifaale ein Abendessen angerichtet worden war, welches bis 8 Uhr dauerte. Mittlerweile hatte die Erleuchtung der Stadt ihren Ansang genommen. Die Straßen schienen in ein Lichtermeer getaucht. Unter ihnen ragte der Anger ganz besonders hervor. Vom lichtumflossenen, elektrisch beleuchteten Standbild der „Ersordia" in dsc Nähe des Postgebäudes zogen sich Fahnenmaste, welche an ihrem unteren Drittel je einen Kranz kleiner Glaslampen trugen, den Straßendamm entlang bis zum ebenfalls elektrisch erhellten, sprudelnden Brunnen am entgegengesetzten Straßenende. Auch der Fischmarkt stand nicht zurück mit seinem im Glanze von Tausenden von Gasfiämmchen und Gassternen erstrahlenden Rathause. Das Kaiserpaar und sein Gefolge war überrascht von der Großartigkeit des Gebotenen, wie es ihnen auf der Rundfahrt durch Regierungsftraße, Klostergang, Neuwerkstraße, Anger, Johannesstraße, Augustiner-, Allerheiligen- und Marktstraße entgegentrat.

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 194

1911 - Erfurt : Keyser
— 194 — seurs, die den Kaiser mit lautem „Vive Vempereur“ begrüßten. Es war eben 12 Uhr mittags. Bald darauf ritt Napoleon, begleitet von seinen Marschällen, einigen Generalen und seinem Leib-memelucken (Leibwächter) nach dem Gouvernement zurück. Napoleon empfängt den Kaiser Alexander: Eine Stunde später fuhr er in einem achtspännigen, prächtigen Staatswagen, dem noch verschiedene andere folgten, zum Krämpfertore hinaus, wo sich die Truppen auf den hinter dem Schwemmbache^) liegenden Stoppel- und Brachfeldern übten. Es galt, den ankommenden Kaiser Alexander von Rußland würdig zu empfangen. Napoleon, der aus seinem Wagen gestiegen war, ging, während sich die Truppen ordneten, auf und nieder. Plötzlich aber schwang er sich aufs Pferd, galoppierte die bei Linderbach liegende Anhöhe hinauf und verschwand. — Jetzt fiel ein Kanonenschuß — „die Kaiser kommen!" erklang's durch die Reihen der Truppen und der zahlreichen Volksmenge, die das Feld bedeckten. Mehrere Kanonenschüsse, die oben auf der Anhöhe donnerten, verkündigten die Annäherung der beiden Kaiser. — Die Feldmusik rauschte über das weite Brachfeld, die Trompeten der Kürassiere und Husaren schmetterten, und in der Ferne sah man den Zug der beiden Kaiser die Anhöhe herabkommen. Sogleich eilte der größte Teil der auf dem Felde Anwesenden nach der Stadt zurück, und es dauerte kaum einige Minuten, so kam der Zug unter dem unaufhörlichen Donner der Kanonen beider Festungen, dem Geläut aller Glocken und dem Jubelgeschrei der Truppen und der Volksmenge zum Krämpsertor herein. Die beiden Kaiser ritten nebeneinander, Alexander zur Linken Napoleons. Auf dem Anger, in der Nähe des Triebelschen Hauses, der heutigen Kommandantur, das dem Kaiser Alexander während der Zeit des Kongresses zur Wohnung bestimmt war, herrschte ein unbeschreibliches Gedränge, zumal sich hier die zurückgekehrte Kaisergarde und sämtliche andere Truppen in Parade ausgestellt hatten. Die Kaiser stiegen vom Pferde und traten Hand in Hand ins Haus, vor welchem zwei riesige Schilderhäuser für die Kavalleriewachten aufgestellt waren. In dem glänzenden Gefolge des Zaren befanden sich sein Bruder, der Großfürst Konstantin, der Herzog von Weimar mit dem Erbprinzen und zahlreiche Generale. Die festlich erleuchtete Stadt: Als der Abend dieses er- eignisreichen Tages hereinbrach, hüllte sich die Stadt in ein glänzendes Lichtmeer. Man wetteiferte mit der Anbringung von Dekorationen und Transparenten (Leuchtbildern). Am meisten tat sich hervor die Freimaurerloge, die ihr ansehnliches Gebäude auf dem Roßmarkte (Herrmannsplatz) mit drei überlebensgroßen Trans- !) Damals mündete der Schwemmbach, der um die Ostseite der Stadt führte, nördlich vom Johannestor in die Gera.

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 226

1911 - Erfurt : Keyser
— 226 — Der Novemberaufstand: Im November erreichte die Erbitterung ihren höchsten Grad, als ein Teil der Landwehrleute der Erfurter und Weißenseer Kompanie einberufen und eingekleidet werden sollte. Anfangs war die Einkleidung auf den 19. November festgesetzt. Sie wurde aber durch einen nach Tausenden zählenden Volkshaufen gewaltsam gehindert, so daß man die Landwehrleute einstweilig in ihre Heimat entlassen mußte. Da aber diese vorläufige Entlassung höheren Ortes gemißbilligt wurde, erfolgte zum 24. November eine neue Einberufung. Und wirklich erschien auch, trotz aller Bemühungen der Aufrührer, früh um 8 Uhr ein großer Teil der Landwehr, namentlich die aus dem Landkreise, vor dem Exerzierhause (im Hofe des Augustinerklosters, heute Offizierkasino). Der größere Teil der Landwehr der Stadt Erfurt aber verweigerte den Eintritt in den Hof und zog dann, begleitet von einer großen Volksmenge, welche die Aufregung durch Geschrei und Toben noch mehr steigerte, vor das Zeughaus (Packhof, Ecke Bahnhosstraße), um dort die Einkleidung nötigenfalls mit Gewalt zu verhindern. Eine Aufforderung der Polizei-beamten an das Volk, den Platz zu verlassen, und an die Landwehrleute, nach dem Exerzierhause zurückzugehen, blieb ohne Erfolg; zuletzt mußten sich die Beamten zurückziehen, da man sich tätlich an ihnen vergriff. Nun wurde durch Hornsignale die Vür-gerwehr zusammengerufen. Diese erschien auch im Verlauf einer halben Stunde auf dem Anger, doch nicht vollzählig, da viele bessere Bürger ausblieben, und rückte in die Nähe des Zeughauses. Es gelang ihr aber nicht, die Menge zum Auseinandergehen zu bewegen, wohl aber gesellten sich zu ihren Reihen viele andere, teils mit Flinten, Hacken, Mistgabeln, gradgeschmiedeten Sensen usw. bewaffnete Personen, die von Männern geführt wurden, welche wie Bürgeroffiziere gekleidet waren. Und diese Menschen wurden von einem Teil der Bürgerwehr brüderlich begrüßt. Da muß man sich wirklich fragen, wie der Oberführer der Bürgerwehr eine solche mit allerlei Mordwerkzeugen bewaffnete Rotte in seinen Reihen hat dulden können. Seine Pflicht wäre es unbedingt gewesen, diese Rotte unschädlich zu machen, sie nötigenfalls vom Militär entwaffnen zu lassen. — Zu gleicher Zeit hatte sich auf dem Anger auch eine Menge Frauen mit Säcken und Körben aufgestellt, um, wenn es zur Plünderung käme, gleich bei der Hand zu sein. — Nun ereignete sich folgender Zwischenfall. Ein Zug Kürassiere wurde von dem Platze vor der Kommandantur am Anger nach dem Friedrich Wilhelmsplatz gesandt. Als diese Patrouille in die Schlösserstraße kam, warf sich ihr ein mit Spießen, Aexten und dergleichen bewaffneter Haufe entgegen. Zwar gelang es ihm nicht, die Kürassiere zurückzudrängen; aber sie wurden mit Steinen beworfen, auch wurden drei Schüsse auf sie abgefeuert. Dieser Vorfall, sowie die Meldung, daß das gebildete Landwehrbataillon

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 475

1906 - München : Oldenbourg
96. Vor fünfundzwanzig Jahren. 475 sterbe, dann ist der König von seinen Leiden erlöst!" Etwas später richtete er sich auf dem Lager in die Höhe und sprach mit fester Stimme: „Allen, allen in München meinen Dank!" Nach Mitternacht erwachte er nochmals aus der Betäubung und sagte: „Ein Uhr, und ich bin noch nicht tot!" Das waren seine letzten Worte. Am nächsten Tage blieben seine Sinne umnachtet. Noch einmal, als ihm am 29. Februar frühmorgens die letzte Ölung gereicht wurde, schien er zur Besinnung zu gelangen, doch bald daraus um 8 Uhr 35 Minuten entschlief er ruhig — ohne Todeskampf. Tieferschüttert knieten die beiden Söhne am Sterbelager. Die Leiche wurde einbalsamiert; dann blieb sie, bis die mit der Abholung nach München beauftragte Hofkommission unter Führung des Hofmarschalls Freiherrn v. Laroche in Nizza eintraf, im Totenhause auf dem Paradebett ausgestellt. Das Antlitz des Toten war nicht entstellt, sondern durch einen rührenden Zug von Milde verschönt. Am 6. März wurden die Exequieu mit solcher Pracht und unter so lebhafter Beteiligung der Bevölkerung abgehalten, als gälte es einem Fürsteu des Landes die letzte Ehre zu erweisen; der Re amante delle belle arti genoß ja in ganz Italien einer großen Popularität. Kaiser Napoleon Iii., der schon während der Krankheit des Königs Beweise seiner Teilnahme gegeben hatte, ließ sich bei der Trauerfeier durch seine persönlichen Adjutanten, General Reille und Herzog von Elchingen, vertreten. Die gesamte Garnison von Nizza wurde zur Spalierbildung ausgeboten; eine französische Fregatte, die eigens von Toulon herübergekommen war, stellte sich gegenüber der Behausung des Königs auf, hißte am Hauptmast die bayerische Flagge und gab, solange die Exequien dauerten, Trauersalven. Um 10 Uhr wurde die Leiche vom Klerus unter Führung des Bischofs von Nizza abgeholt; auf einem von acht Rappen gezogenen Trauerwagen wurde sie unter dem Geläute aller Glocken nach dem Dom gebracht, viele Offiziere, Beamte, Bürger und Fremde gingen in feierlichem Zuge mit. Nachmittags brachte wieder ein prächtiger Kondukt beit Sarg zum Bahnhof; eine große Menschenmenge gab auch dahin das Geleite. Die Reise ging über Marseille, Lyon, Straßburg und Ulm; in allen größeren Städten wurde die Köuigsleiche mit Trauermusik begrüßt und durch Kranzspenden geehrt. Längst hatte Ludwig für sein Begräbnis alle Anordnungen getroffen. Seine sterblichen Überreste sollten an der Seite seiner Gemahlin Therese in der mit schlichtem Marmorsarkophag geschmückten Grnst in der Basilika Bestattet, an Stelle dev nach Altötting gebrachten Herzens sollte sein Trauring gelegt werden. Am 9. März setzte sich von der Hofkapelle aus der Leichenzug in Bewegung; der Verstorbene selbst hatte den Weg vorgezeichnet, auf welchem er als „stiller Mann" zur Gruft gebracht sein wollte. Ein königlicher Weg! Der Tranerzng durchquerte die prächtige Ludwigstraße, welche ihre Anlage und-

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 532

1906 - München : Oldenbourg
532 111. Eine Reise König Ludwigs Ii. diese schon alles beendet glaubten, zersprengte der Großherzog von Mecklenburg bei Seubottenreuth am 29. Juli ein vereinzeltes bayerisches Bataillon. Die verrottete Wehrverfassung des Deutschen Bundes stürzte die tapferen Truppen ins Unglück, die 1870 unter preußischer Führung Sieg auf Siez errangen. 111. Eine Reise König Ludwigs Ii. Von Friedrich Campert.1) Noch gegen das Ende des traurigen Jahres (1866) faßte der jugendliche König den im ganzen Lande jubelnd begrüßten Entschluß die durch den Krieg am meisten bedrängt gewesenen Provinzen Bayerns, die drei Franken^ zu besuchen und so persönlich seine Teilnahme an seines Volkes Geschicken zu bezeugen. Am 10. November, vormittags 11 Uhr, erfolgte die Abreise von München. Ohne Aufenthalt fuhr der Königszug nach Bayreuth, als der ersten Stadt, welche, in die Kriegsmitleidenschaft hineingezogen, nun der Ehre des tröstenden Besuches des Landesherrn teilhaftig werden sollte. Um %6 Uhr abends war die Ankunft des Königs erfolgt und er durch die beleuchtete Stadt zum neuen Schloß gefahren, auf dessen Balkon er noch, vom Jubelrufe des dichtgefcharten Volkes begrüßt, erschien. Der Sonntag und Montag wurden in Bayreuth und teilweise auch auf der Eremitage, auf welcher der König schon als Kind mit seinen Eltern verweilt, verbracht. Am Dienstag den 13., um 10 Uhr vormittags, erfolgte die Weiterreise nach der Grenzstadt Hof, wo man um 12 Uhr anlangte. Die Stadt hatte festlichen Schmuck angelegt und prangte abends in glänzender Beleuchtung. Gerade nach 24 Stunden, Mittwoch den 14., mittags 12 Uhr, verließ der König Hof und traf um 3 Uhr 30 Minuten in Bamberg ein. Hier hatten sich der Stadtmagistrat, das Ofsizierkorps und sämtliche königlichen Behörden sowie der damals in Bamberg hofhaltende König Otto von Griechenland zum Empfange eingefunden. Letzterer geleitete seinen königlichen Neffen zur Residenz, wo Familiendiner stattfand. Um 7 Uhr abends begann die Illumination der Stadt, welche der König mit dem griechischen Königspaare in den Hauptstraßen durchfuhr. Auf dem Rückwege erstrahlte der alte herrliche Dom Kaiser Heinrichs Ii. in bengalischem Lichte und die Landwehr brachte einen Fackelzug. Der folgende Tag, Donnerstag, brachte Audienzen, große Tafel und abends einen Ball der Gesellschaft Konkordia in deren schönem, am Flusse gelegenen Hanse; der König, munter und liebenswürdig gegen jedermann, blieb bis nach Mitternacht. Am 16., dem Freitag, besuchte er den schwer erkrankten Erzbischof von Deinlein sowie das Schmidtsche Institut l) Lndwig Ii., König von Bayern, ein Lebensbild, S. 68ff. München 1890. I. Roth.

8. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 102

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
102 Die Russen in Carlshof. man natürlich von dem Sieg noch nichts, da sie von jeder Verbindung abgeschnitten war. In den nächsten Tagen zeigten die Russen große Ängstlichkeit und Unruhe. Fortwährend kamen Patrouillen, es war ein Hasten und Galoppieren hin und zurück. Auch über den Hof der Anstalt wurde hin- und hergeritten und diese mehrfach bedroht. Umgeben vom Feinde, nicht wissenb, ob die nächsten Stunben nicht Tod und Verberben bringen könnten, versammelte sich die Carlshöfer Gemeinbe am 30. August, einem Sonntage, in der Anstaltskirche zum Gottesbienst, hoffenb, daß ihr Gott, dem sie vertraute, sie nicht verlassen und vergessen würde. Am Nachmittag saßen dann alle zusammen im Garten der Linde (Frauenhaus), sangen und lasen sich etwas vor. Ab und zu tauchte der Kopf eines Russen über die Hecke empor, der vorüberritt und beobachtete. Abenbs und nachts stellten die Russen Posten auf, ab und zu fielen Schüsse, einige Kugeln gingen wieber in die Fenster hinein. Die Russen konnten es immer noch nicht fassen, daß christliche Liebe kranken und elenben Menschen solch große Häuser baut und wähnten stänbtg in btesen beutsches Militär, zumal sie sich in bte Gebäube nicht hineingetrauten. In der Nacht von Sonntag zu Montag, vom 30. bis 31., würde wiederholt mächtiges Krachen gehört, das die ganze Anstalt erzittern ließ. Die Kranken hatten natürlich große Furcht. Es waren aber nicht Kanonenschüsse, sondern Sprengungen an der Bahn und an einigen Häusern in Rastenburg. Am Montag begann der Rückzug. Am Dienstag, den 1. September, zeigten sich schon die ersten deutschen Patrouillen und deutsche Autos. Am 2. September machten russische Dragoner der Anstalt noch einmal einen Besuch, der wieder recht unangenehm war. Die Russen waren nun noch unruhiger. Das war aber auch das letzte Mal, daß sie in Carlshof waren. Mit Jubel wurden die ersten deutschen Truppen begrüßt und herzlich aufgenommen. Der Kanonendonner der Schlacht an den masurischen Seen war deutlich hörbar, und man wartete gespannt, ob er sich entfernte oder näher kam. , « * •*, ;il$ Nach dieser Schlacht hatten wir einige Wochen Ruhe. Doch die Gefahr rückte wieder näher. Flüchtlinge zogen von neuem durch Carlshof. Viele davon, die krank und alt waren, auch solche, die die Russen schwer verletzt und mißhandelt hatten, fanden in der Anstalt gastliche Aufnahme. Wieder war nun der Feind in der Nähe von Angerburg und vor Lötzen, und von beiben Seiten brang fast ununterbrochen Kanonenbonner herüber. Noch einmal wollte der Anstaltsleiter seine Schutzbefohlenen dem Feinde nicht preisgeben. Am 14. und 15. November 1914 wurden 600 Kranke, hauptsächlich die gänzlich Unbeholfenen, Verkrüppelten und Blöden, die im letzten Augenblick nicht hätten geborgen werden können, dazu Pfleger und Pflegerinnen, in westliche Anstalten gesandt, die diesen einzigartigen ostpreußischen Flüchtlingen gastfreundlich Monate hindurch Unterkunft boten. . . . Dem Rest der Anstaltsinsassen, noch einigen Hundert, sollte dann im

9. Physische und politische Erdkunde der außerdeutschen Länder Europas und Amerikas - S. 271

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
271 Ziegeln gedeckt sind. (Abb. 72.) In vielen dieser Gottesstätten sind wundertätige Heiligenbilder aufgestellt, die oft von Pilgern belagert sind. Häufig durchziehen großartige Prozessionen die Stadt. Auch an Klöstern und Kapellen ist die Stadt reich. Dazu hat Moskau eine Universität sowie zahlreiche andere Bildungsstätten. Die Vorstädte sind weitläufiger gebaut, zeigen schöne Landhäuser und prächtige Gärten, während im ältesten Teil Moskaus die Häuser meist eng aneinander stoßen. Diegründungmos- kaus greift bis in das 12. Jahrhundert zurück. Im 16. Jahrhundert hatte die Stadt schon über 100 000 Einwohner. Sie ist lange Zeit der Sitz der Fürsten und Groß- fürsten von Moskau und der Zaren von Ruß- land gewesen. Erst Peter der Große, dessen Ge- burtsstätte der Kaiserpalast im Kreml ist, verlegte zu Ansang des 18. Jahr- Hunderts seine Residenz nachst.petersburg. Be- sonders hart aber wurde Moskau betroffen, als Napoleon I. 1812 in die verlassene Stadt einzog und diese von russischer Seite in Brand gesetzt wurde, um den Korsen und seine plündernden Scharen zum Abzüge zu bewegen. Dieses Ziel wurde erreicht. Zugleich hatte Napoleon durch zu langes Verweilen in der Stadt seinen Abzug gefährdet. Der Brand- und Kriegsschaden Moskaus war ungeheuer groß. Doch erblühte die Stadt nach der Befreiung glänzender denn je aus ihrer Asche. Westlich von Moskau liegen die aus dem Kriege von 1812 bekannten Schlachtorte Borodino (blutiger Sieg der Franzosen) und Smolensk. Südlich von Moskau erhebt sich Tula, bekannt besonders durch seine Gewehrfabriken, Maschinenindustrie, Kupferarbeiten (Samowars) u. a. Industriezweige. Abb. 72. Moskau. Kathedrale des Heiligen Basilius. Aus eineni Führer der Hambnrg-Amerikn-Linie.

10. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 358

1871 - Münster : Coppenrath
358 — sich unfehlbar die Seligkeit erringen." Die Nüssen antworteten mit einem begeisterten Hnrrah! Schlacht an der Moskwa (1812). — Am 7. September wurde die große Schlacht an der Moskwa, bei dem Dorfe Borodino, geliefert. An fünf und zwanzigtaufend Menschen auf jeder Seite bluteten an diesem Schreckenstage. Vom frühen Morgen bis in die Nacht rourbe mit beispielloser Erbitterung gestritten. Ganze Haufen russischer Bauern schlossen sich mit der Festigkeit alter Soldaten an, machten das Zeichen des heiligen Kreuzes und stürzten mit dem Rufe: „Gott fei uns gnädig!" in das dichteste Handgemenge. Endlich trat Kutufow den Rückzug an und wollte lieber Moskau preisgeben, als eine neue Schlacht liefern: „Moskau fei ja nicht das Vaterland." Mit niedergeschlagenen Blicken, zusammengerollten Fahnen und ohne Trommelschlag zogen die russischen Truppen durch die stille Hauptstadt. Der größte Theil der noch Übrigen Bevölkerung schloß sich mit dem Befehlshaber der Stadt, Grasen Nostopf chin, dem dusteren Zuge an. Am 14. September erblickten die Franzosen von der Höhe eines Berges die ehrwürdige Stadt, und der Freuderuf: „Mossau! Moskau!" durchlief die Reihen. Moskau erschien so glänzend und gebietend wie sonst. Die Thürme feiner dreihundert Kirchen und deren goldene Kuppeln funkelten im Scheine der Sonne; feine zauberischen Paläste ruheten in Baumpflanzungen und Gärten, und majestätisch stieg der Kreml, die Burg der Czaren, mitten aus diesem Walde von Gebäuden und Pflanzungen empor- „Da ist denn endlich die berühmte Stadt!" rief Napoleon voll Entzücken und fetzte feine Heeres-rnassen in Bewegung. Moskaus Brand. — Am 15. September langte er vor den Thoren an; — sie standen offen! Erstaunt harrte er mit feinen Marschällen, ob nicht die Behörden zu einem feierlichen
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